Interview | Yvonne & Nadine Merschmann | Never Ending Love

Vor einigen Tagen habe ich euch das wunderbare Buch „Never Ending Love“ von Yvonne und Nadine Merschmann vorgestellt und heute habe ich noch ein Interview mit den zwei Schwestern für euch!

Stellt euch bitte einmal vor und erzählt uns, wieso ihr dazu gekommen seid gemeinsam diese Buchreihe zu schreiben.

Wir sind Zwillinge und schreiben schon seit wir klein sind Geschichten im Bereich Fantasy und Belletristik, hier später vor allem Romance. Die Liebe zu Büchern begleitet uns auch im Alltag, weil wir beide in Verlagen arbeiten und wenn wir mal nicht lesen, gucken wir super gerne Serien und Filme oder besuchen gemeinsam Conventions, um uns mit anderen Fans auszutauschen und die Schauspieler*innen zu treffen. Es war irgendwie schon immer klar, dass wir zusammen Bücher schreiben müssen, weil wir wie ein Herz und eine Seele sind, uns blind vertrauen, manchmal gefühlt Gedanken lesen können und uns beiden oft ähnliche Sachen wichtig sind in Büchern. Zuerst planten wir eine Fantasytrilogie zusammen, die wir auch nach wie vor lieben, aber in der Zusammenarbeit nicht ganz so funktioniert hat wie gewünscht. Also legten wir den Traum vom gemeinsamen Schreiben erst einmal aufs Eis … bis die alles verändernde Zugfahrt kam. 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Schon als Kinder wollte ein Buch gemeinsam schreiben. Letzen Sommer saßen wir zusammen im Zug und redeten darüber, was wir beide liebten. Wo war unser Geschmack genau gleich? Bei Liebesfilmen. Den Klassikern, den Filmen und Serien zum Wohlfühlen. Und gab es etwas, was wir schon immer mal schreiben wollten? Ja, einen Roadtrip Roman! Da gibt’s natürlich schon einige, also welche Geschichte wollten wir erzählen?

Was Yvonne schon immer mal schreiben wollte: Ein Buch zu One Tree Hill in Wilmington. In diesem Moment im Zug schauten wir uns an und wussten: This is it. Das ist unser Buch. Denn auch Nadine wollte immer schon mal eine Geschichte zu Dawsons Creek schreiben und wo spielt die? Auch in Wilmington! Das kann ja wohl kein Zufall sein.

Damit war die Idee geboren: Eine Liebesgeschichte auf dem Roadtrip zu den Drehorten berühmter Serien und Filmen. Die restliche Zugfahrt wurde mit Brainstorming und Bauchkribbeln verbracht, denn das Puzzleteil fügte sich zusammen, als ob es die ganze Zeit nur darauf gewartet hätte, von uns entdeckt zu werden. In der Nähe von Wilmington in Southport wurde Safe Haven gedreht und in New Bern, wo Mia, Will und James leben, wurden die absoluten Klassiker „Wie ein einziger Tag“ und „Nur mit Dir“ gedreht und Nicholas Sparks lebt dort. Auf der Suche nach weiteren passenden Drehorten fanden wir Dirty Dancing und das gleichnamige Festival und spätestens, als wir feststellten, dass Dawsons Creek, Safe Haven und One Tree Hill alle 2023 ihre großen Jubiläen haben, war klar: Das war damals keine normale Zugfahrt – es war Schicksal.

Wie lange musstet ihr recherchieren, um die Schauplätze und das drum herum so gut beschreiben zu können, wie ihr es tut?

Das hat ca. ein halbes Jahr gedauert. Zunächst ging es darum, sich überhaupt mit dem Thema Filmtourismus zu beschäftigen und dann herauszufinden, wo welche Szenen gedreht worden sind. Dazu gibt es online viele Artikel, Blog, Videos auf Social Media und YouTube, die wir durchforsten konnten. Anschließend galt es festzulegen, welche Orte für die Geschichte relevant sind und gleichzeitig interessant genug. Wenn z.B. wichtige Szenen nur in den Studios gedreht worden sind oder die Orte heutzutage gar nicht mehr existieren, können wir sie schwierig in die Geschichte einbauen. Danach haben wir daraus eine Route erstellt und festgelegt, welche Reihenfolge am sinnvollsten ist, wann sie wohin fahren und wie das zur Geschichte passt. Dabei war es uns wichtig – auch wenn wir noch nicht vor Ort waren – möglichst authentisch zu recherchieren, um die Atmosphäre lebendig und so realistisch wie möglich zu beschreiben. Dafür konnten wir viel auf lokale Restaurants, Social Media Accounts von Einwohnenden, Webseiten, Reiseberichte und Artikel über die Städte und Orte zurückgreifen und natürlich war Google Maps mit Google Street View unser ständiger Begleiter.

Wie funktioniert das gemeinsame Schreiben bei euch?

Das ist von Buch zu Buch unterschiedlich. Bei Never Ending Love haben wir vorher festgelegt, wer welche Perspektive schreibt, denn die Geschichten werden immer aus zwei Perspektiven erzählt. Die Kapitel verteilen sich ungefähr gleich, sodass jede von uns etwa 50% Schreibanteil hatte. Wichtig war es dabei, dass wir jede geschriebene Szene sofort gegenlesen, damit wir sicher sein konnten, immer auf dem gleichen Weg unterwegs zu sein und auf vorherige Kapitel aufbauen zu können. Auch mussten die Gedanken und Gefühle der Charaktere genau übereinstimmen, damit sie sich durch das Buch hinweg stimmig verhielten. Wir haben also während des Schreibens schon etwas überarbeitet und uns regelmäßig Feedback gegeben und sehr viele Meetings durchgeführt. Bei Never Ending Story sieht der Schreibprozess aus zeitlichen und persönlichen Gründen etwas anders aus, aber auch hier achten wir darauf, dass die Aufgaben so gut es geht gleichmäßig zwischen uns aufgeteilt sind und wir uns beide einbringen können. Dass tolle ist, dass sich unsere Schreibstile und Arbeitsweisen super ergänzen. Was Nadine nicht so gerne beschreibt, mag ich und wo ich mich schwer tue, geht Nadine drin auf.

Was war für euch am schwersten und am einfachsten zu schreiben?

Am schwierigsten für uns war es, ab und zu unseren Perfektionismus im Zaum zu halten. Das heißt, die Orte so real wie möglich zu beschreiben, wenn man noch nie dort war und natürlich einen hohen Anspruch an Genauigkeit hat und gleichzeitig die Geschichte in den Vordergrund zu stellen. Die schwierigste Szene war zum Beispiel die vor der „Wand der Geständnisse“ aus Dawsons Creek in Wilmington. In der Serie war es eine Wand mit einer wichtigen, romantischen Botschaft, heutzutage ist davon fast nichts mehr übrig. Wie beschreibt man die Architektur am besten? Das hat uns sehr viele Überarbeitungen gekostet. Am leichtesten fielen uns hingegen die Beziehungen der Charaktere untereinander, zum Beispiel zwischen James und Everly, die beste Freunde sind oder die Szenen auf langen Busfahrten, am Lagefeuer oder beim Essen genauso wie Max Vorliebe für Süßigkeiten. Die Charaktere, ihre Beziehungen und die kleinen und großen Momente der Gruppe untereinander haben uns am meisten Spaß gemacht und waren am leichtesten zu Schreiben. Und natürlich viel Herzklopfen, da wurden wir als Autorinnen manchmal zu Fangirls der eigenen Geschichte, aber genau das ist am schönsten. Auch jetzt noch blicken wir mit einem Lächeln auf diese Erinnerungen zurück.

Gibt es einen Charakter, der euch sehr ans Herz gewachsen ist?

Max, Everly und Valerie, ach im Grunde alle Charaktere! Alle Charaktere haben ihre eigene kleine Geschichte, warum sie auf diesen Roadtrip gehen, warum sie welche Serien und Filme lieben und welche Erfahrungen sie mit der Liebe gemacht haben. Es ist schwierig, sich für einen einzelnen zu entschieden, also sagen wir einfach mal die drei. Sie sind wirklich während des Schreibens wie eine kleine Familie geworden.

Gibt es einen Charakter, der euch beim Schreiben schwer gefallen ist?

Die Frage ist leichter zu beantworten, weil wir tatsächlich ab und zu Schwierigkeiten mit Will hatten. Nicht wegen des Schreibens an sich, sondern mit dem, war es ins uns ausgelöst hat und wofür sein Charakter steht. Er vereint einige Eigenschaften und Erinnerungen von Menschen, die uns im Laufe unseres Lebens begegnet sind, die unserer Leidenschaft eher negativ gegenüber stehen. Dabei mussten wir genauso wie Mia erst lernen, dass man sich niemals für etwas schämen sollte und schon gar nicht für das, was man liebt oder wie man Gefühle zeigt. Gleichzeitig war es uns wichtig, dass Will weder kompletter Bad Boy noch nur Bösewicht ist, sondern einfach ein Mann, der um Mias Herz buhlt, genauso wie James und da die Balance zu halten, war manchmal gar nicht so einfach.

In Never Ending Love geht es unter anderem um One Tree Hill, Dawson’s Creek und Dirty Dancing: Welche der Serien und Filme, die vorkommen, mögt ihr am liebsten?

Nadine ist ein großer Fan von Dawsons Creek, hat alle Staffeln auf DVD und wenn der Titelsong läuft, strahlt sie übers ganze Gesicht. Die Serie lädt einfach zum Wohlfühlen ein und Pacey Witter ist der absolute Serien Boyfriend Nr. 1! Yvonne liebt hingegen One Tree Hill am meisten, wenn sie für den Rest des Lebens nur noch eine Serie gucken könnte, würde sie ihre One Tree Hill Box einpacken. Der Titelsong muss jedes Mal mitgesungen werden und sie hat zwei der Schauspieler schon auf einer Comic Con getroffen: Robert Buckley, der ab Staffel 7 Clay spielt und einen der Hauptdarsteller: Chad Michael Murray als Lucas Scott. Beides war ein unvergessliches Highlight.

Könnt ihr schon erzählen, welche Serien und Filme im zweiten Band im Mittelpunkt stehen?

Ja, im zweiten Band der Reihe, der Never Ending Story heißt und im Dezember 2023 erscheint,  geht es um Bridgerton, Queen Charlotte, Downton Abbey Jane Austens Stolz und Vorurteil (die 2005 Version mit Keira Knightley). Nach den großen Sommergefühlen wird es nun gemütlich winterlich, denn es ist ein absoluter Weihnachtsroman zum Wohlfühlen in England. Die junge Mutter Claire ist die Angestellte der Henderson Familie, die ein Anwesen leitet und mit allen Bediensteten auf den Roadtrip zu den schönsten Schlössern und verschneiten Dörfern fährt. Dabei beginnt sie ausgerechnet Gefühle für den attraktiven Familienerben Louis Henderson zu entwickeln. Es ist also eine forbidden love Romance mit den Tropes arm vs. Reich, workplace Romance, single mum und only one bed. Es wird also wieder super romantisch. Die folgenden Bände erscheinen 2024 und 2025 und spielen an ganz anderen Orten mit ähnlich romantischen Liebesgeschichten zum Wohlfühlen und uns war es wichtig, dass alle Bücher komplett unabhängig voneinander lesbar sind.